Samstag, Mai 05, 2007

World Party - Goodbye Jumbo (1990)

Mit dieser Platte fingen für mich die 90er an. Ich meine das völlig ernst. Nicht ein Erinnerungsversatzstück aus der eigenen Biographie, nicht irgendeine Abi-Anekdote, ja nicht einmal ein Mädchen steht am Anfang jenes Jahrzehnts. Es war diese Platte. Die erste, die mir seinerzeit wirklich etwas bedeutet hat. „World Party“ hieß das Soloprojekt von Karl Wallinger, auf das ich nur deswegen gestoßen bin, weil ich mit 18/19 noch ein kleines bisschen Hippie war und die Waterboys sehr mochte. „When The Rainbow Comes“ lief in irgendeiner 90er-Nacht im Radio – das erste Stück, das von „Goodbye Jumbo“ an mein Ohr drang (seither haben Lieder, die eingefadet werden, bekanntlich bei mir einen Stein im Brett). Sollte ich in diesem Leben noch mal eine Radiosendung produzieren, so werde ich „When The Rainbow Comes“ in Dauerrotation spielen. Am liebsten würde ich ja jeden, der das hier liest ans Bett fesseln und vor die Wahl stellen entweder sofort Sex mit mir zu haben oder sich fünfmal hintereinander „When The Rainbow Comes“ anzuhören. Zumindest letzteres würde er nicht bereuen (warum schreibe ich hier eigentlich immer „er“?). Wobei ich in meiner Schwärmerei mal wieder ungerecht urteile, denn jedes einzelne Stück auf „Goodbye Jumbo“ ist ein Ereignis (dies scheint mit den 90ern verloren gegangen: allein schon „Album“ als Konzept wirkt nunmehr obsolet, ganz zu schweigen von dem Anspruch, sich mit ausnahmslos jedem Song der Ewigkeit empfehlen zu wollen – der Popsong im Zeitalter seiner uneingeschränkten Verfügbarkeit). Der fiebrige Einstieg mit „Is It Too Late?“, die Riesenhits und Urahnen des Brit-Pops „Way Down Now“ und „Put The Message In The Box“, das in anmutiger Larmoyanz zerfließende „Ain’t Gonna Come Til I’m Ready“ oder die tatsächlich etwas hippieske Hymnik von „Take It Up“. Jeder Track ein Volltreffer! Ach ja, wer glaubt, er hätte noch nie was von Karl Wallinger gehört, der durchforste mal die heimische Sammlung nach Robbies „She’s The One“. Im Original auf World Partys „Egyptology“ zu finden. Und wer sich jetzt nicht sofort nach „Goodbye Jumbo“ die Finger wundgoogelt, wikipediert oder soulseekt, bis die Polizei kommt, der soll auf ewig verflucht sein und bis zum Ende aller Tage nur noch Platten von Damon Albarn vorgespielt bekommen.

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