Montag, Juli 30, 2007

Stadtgespräch

Die erste offizielle Ankündigung war wenige Tage alt, da kratzte das Frl. W. den Bochumer Stadtspiegel vom Treppenhausboden und machte mich auf einen Artikel aufmerksam, den ich, zumindest in Auszügen, der geschätzten Guten-Leserschaft nicht vorenthalten möchte. Auf S. 3 findet sich dort unter der bezeichnenden Überschrift "Unsere Gäste sind talentiert und wir haben jetzt den Beweis in der Hand" (es ging um das Oberthema "Heart Of Gold" - Die Goldkanten-CD) folgender Passus:


Ich bin begeistert! Und gehe davon aus, dass das nun immer so gut klappt: Also, ich schreibe hier was über die Prince-Party im Juni 2008 und ein paar Tage später steht das dann in der Zeitung, ja? Über diesen Artikel hier möchte ich übermorgen bitte etwas in der WAZ lesen. Und danach können gerne SZ, FR, TAZ, FAZ, Intro, Spex und meinetwegen auch der Musikexpress folgen. Aber bitte ab der nächsten Ausgabe die Nennung des "Guten"-Links nicht vergessen. Schließlich hätte auch ich gerne mal so viele Leser wie der Stadtspiegel.

Freitag, Juli 27, 2007

Joey Goebel – Vincent II

Lieblingsmusiker: Jay-Jay Johanson
Lieblingsserie: Grey’s Anatomy
Lieblingsfilm: Secretary

Einer, der es selbst als Künstler nicht geschafft hat, der vor sich hinschimpft über die Radiomusik, die so schlecht ist und sich trotzdem gut verkauft und tot gespielt wird, bekommt einen geheimen Job. Er soll einen Jungen mit großem sprachlichen und musikalischen Talent zur Seite stehen, damit dieser Songs, Fernsehserien und Filmdrehbücher schreibt. Die Theorie dahinter besagt, dass nur ein leidender Künstler die Inspiration für wirklich große Kunst besitzt. Also quält der Agent seinen Schützling Vincent, den er längst liebt wie einen Sohn, indem er seinen Hund vergiftet, seine Freundinnen vertreibt, ihm Krankheiten anhängt. Und Vincent schreibt künstlerisch wertvoll und sehr erfolgreich bis zum Zusammenbruch.

Joey Goebel beschreibt seine Figuren überaus eindrücklich, er bindet sie mir quasi aufs Herz, damit ich mit ihnen leide, kämpfe, liebe, mit ihnen die Hoffnung verliere und am Ende doch erlöst werde. In „Vincent“ zeigt er reichlich Herzblut für Musik, Film und Fernsehen, mit großen Idealen, mit Abscheu für den Schund der überall gespielt wird und dem dazugehören Kommerz und verliert trotzdem nicht die Hoffnung auf Besserung. Dieses Buch ist eine Ode an Freundschaft und Liebe (zu sich selbst und anderen) oder doch an das Leiden?

Joey Goebel – Vincent I

Lieblingsmusiker: Prince
Lieblingsserie: Die Waltons
Lieblingsfilm: Magnolia

Immer wieder hat sich die Literatur am Gegensatz zwischen Kunst und Leben gerieben. Hat ihre Helden in die Welt geschickt, damit die sich die „Hörner ablaufen“, meist auch, um ihre ideellen Lebensträume an der Prosa der Verhältnisse scheitern zu lassen. Die Künstlerfigur ist nach diesem Verständnis eine, die nicht mehr ungebrochen in ihrer Umgebung aufgehen kann. Sie hat ihrem Künstlerstatus weitestgehend zu entsagen, um in der Gesellschaft zu reüssieren, um in ihr einen sinnvollen Platz einnehmen zu können. Die Bewahrung des Künstlertums gelingt dann nur noch um den Preis des Leidens. Das Leiden wird aus dieser traditionalistischen Sicht zur Voraussetzung künstlerischen Schaffens, ja es macht ihr eigentliches Wesen aus. Genau an dieser Stelle setzt der Autor Joey Goebel seinen Vincent in die Welt, ein geniales Wunderkind, dessen vielfältige Begabungen in seiner trostlosen, bildungsfeindlichen Umgebung kläglich vernachlässigt würden, wäre da nicht Harlan. Harlan arbeitet im Auftrag von „New Renaissance“, einem Unternehmen, das der todkranke und nahezu allmächtig gezeichnete Medienherrscher Foster Lipowitz neu ins Leben gerufen hat. Mit „New Renaissance“ soll das schlechte Gewissen von Lipowitz reingewaschen und eine durch Mainstreamprodukte weichgespülte Kultur- und Unterhaltungsindustrie wieder mit hochwertigen Gütern versorgt werden. Harlan nimmt also Einfluss auf die künstlerische Produktivität des kleinen Genies, indem er dessen Leben zum Leiden macht. Er tötet Vincents geliebten Hund, bezahlt seine Mutter dafür, dass sie sich davonmacht und verleitet die wenigen Frauen, die sich für Vincent interessieren, ihn zu quälen und schließlich zu verlassen. Als Vincents „Manager“ erzielt Harlan damit das von „New Renaissance“ gewünschte Ergebnis: Vincents fortwährende Leiden inspirieren ihn zu immer neuen hochwertigen Kunstwerken. Zwei zutiefst moralische Fragen werden hier aufgeworfen, aus denen der Roman seine ganze Spannkraft bezieht: Zum einen: Ist es legitim einen (künstlerisch hochbegabten) Menschen leiden zu lassen, wenn davon die Allgemeinheit profitiert? Und zum anderen: Kann (und soll!) einer Gesellschaft, in welcher der „Erfolg“ von Kunst vom Grad ihrer Belanglosigkeit abhängt, überhaupt noch geholfen werden? Ob der Roman diese Fragen zu genüge (und eindeutig) beantwortet, ob diese Fragestellung überhaupt so selbstverständlich und zulässig ist, soll jeder Leser für sich selber entscheiden. Harlan zumindest entscheidet sich am Ende für eine Auflösung. Bis dahin durchläuft er mit Vincent 12 Stationen einer Leidensgeschichte, die jeweils mit dem Namen einer Frau betitelt sind. Ob Rachel oder Norma Jean, jeder Kummer bekommt so eine konkrete Überschrift. Die Kunst, das Leiden und das Ewig Weibliche: Alles also wie gehabt.

Mittwoch, Juli 25, 2007

Ein Jahr - Es geht voran!

Leise, von mir selbst erst im letzten Moment bemerkt, feiert "nur die guten" in diesen Tagen sein Einjähriges. Im Juli 2006 wäre ich ehrlich gesagt sehr vorsichtig mit Aussagen zur Lebensdauer dieses "Projekts" gewesen. Inzwischen hat sich die Mischung aus virtueller Aufmerksamkeitsdefizitbeseitigung, Selbstbeschäftigungstherapie, Prince-Artikel raushauen, die sonst und auch hier eh keiner lesen mag und Bumsgeschichten-Sucher-Verarsche aber derart in meinem Freizeitverhalten etabliert, dass ich ohne nun auch nicht mehr mag. A propos "Bumsgeschichten": Mit 125 Hits nach wie vor der beliebteste Suchmaschinen-Referrer, über den sich auf diese Seite verirrt wurde. Weit abgeschlagen dahinter folgen "Pop Goes My Heart" und "Prince Planet Earth Kritik" mit jeweils 14 Suchenden. Um den Traffic hier zu erhöhen, sollte ich öfters so Wörter wie "Penis" oder "Vagina" in meine Texte einbauen. Oder vielleicht noch besser "Pimmel", "Arsch" und "Ficken"? Gebt der gierigen Google-Krake das, was sie am liebsten frisst. Mal sehen was die Statistiken in einem Jahr dazu sagen.

Wie wird "nur die guten 2.0." in Zukunft aussehen? Den schicken Pusteblumen- Hintergrund gibt es ja schon länger (Copyright und Dank geht an Frl. W.!), das nächste "Tied To The 90's"-Album steht ebenfalls fest, also muss mal wieder was Neues her, die Internet-Meute lechzt nunmal nach heißem Scheiß. Frl. W. und ich werden demnächst in der Rubrik "Das literarische Duett" unabhängig voneinander (d.h. ohne Absprache untereinander) Buchbesprechungen raushauen. Los geht es mit Joey Goebels "Vincent". Die "Duett"-Geschichte ist beliebig erweiterbar, sowohl was den Inhalt als auch die Form angeht (natürlich können nicht nur Bücher, sondern auch Platten, Filme usw. auf diese Art besprochen werden und es muss auch nicht beim "Duett" bleiben: Eine Multi-User-Rubrik wäre denkbar, also eine Erweiterung zum Terzett, Quartett oder whatever; wer sich also berufen fühlt, was zum "Vincent" zu schreiben, der möge laut aufschreien). Und schließlich gibt es da noch "Prince - A Celebration" - eine Party zum 50. Geburtstag von Prince, die am 7. Juni 2008 in der Goldkante stattfinden wird. Wobei ich noch nicht sicher bin, ob ich den riesigen Marketing-Elefanten dazu allein auf dieser Seite herumtrampeln lasse oder lieber etwas Eigen(ständig)es aufmache. Oder überhaupt gar nichts mache. Dann kommt keine Sau, Frl. W. müsste sich an dem Abend all die vielen Prince-Lieder alleine anhören und würde sich bitter mit einem Tocotronic-Abend rächen. Soweit, liebe treue "Guten"-LeserInnen, dürfen wir es nicht kommen lassen. Also den 7. Juni 2008 bitte jetzt schon mal vormerken.

Mittwoch, Juli 18, 2007

Friendly Fires

Eine (späte) Neuentdeckung, die ich mal wieder "Up From The Underground" verdanke (einer Sendung, der man eigentlich nicht genug huldigen kann!): Friendly Fires klingen wie die hibbeligen Kinder von James Murphy, haben ein bisschen zu viel The Rapture gehört und waren bestimmt auch schon mal mit Jamie Lidell einen trinken. Keine Ahnung, wer von den drei Typen auf den Bandfotos der Bassist ist. Er ist jedenfalls Schuld an den fortwährenden Krämpfen in meinem rechten großen Zeh, welche durch einwöchiges Dauerwippen vor allem zu "Photobooth" verschuldet worden sind. Aber auch die anderen Songs auf Friendly Fires' Myspace-Seite sorgen für unkontrollierbare Muskelzuckungen. Wer am Samstag in die Goldkante kommt, kriegt davon ein paar Elektro-Schoks ab, versprochen!

Mittwoch, Juli 11, 2007

Prince - Planet Earth

Er kann es noch: Großtaten wie "Chelsea Rodgers" schreiben. Die einem die Füße auf dem Tanzflur heißbrutzeln und von der ersten bis zur letzten Sekunde mitreißen. Er schafft ihn erneut, den eleganten Spagat zwischen kalkuliertem Bombast und kindlicher Verspieltheit in "Planet Earth". Er hatte sie also doch noch, die Nummer von Wendy & Lisa, die ihre unverkennbare Prägung im Titelstück oder in "Lion Of Judah" hinterlassen. So gleichgültig kann mich kein James Blunt-Song werden lassen, als dass ich nicht blind jeden einzelnen Akkord benennen könnte, den die beiden hier gegriffen haben. Da braucht es keine Liner-Notes. Er schüttelt sie immer noch aus dem Ärmel, Beischlaf-Hintergrund-Klassiker wie "Somewhere Here On Earth" oder Penis-Posen a la "Mr.Goodnight", auch wenn kaum ein Jehova das bezeugen mag. Und ja, leider sind ihm auch die Banalitäten nicht ausgegangen, ein Lied, das mit der Zeile "The Main Problem With War Is That Nobody Wins" anfängt, kann ich jedenfalls nicht ernst nehmen. Die Schweinerock-Single "Guitar" macht es auch nicht besser, wenngleich das musikalisch ähnlich speckig daher stiefelnde "The One U Wanna C" sich inzwischen unbarmherzig in meine Gehörwindungen geritten hat. Letzgenanntes sollte sich Stitch Jones unbedingt anhören, könnte ihm gefallen. Kann man nämlich prima auch das Lasso zu schwingen. Fazit? Fragt mich in einem Jahr nochmal. Das schöne an den meisten Prince-Platten ist ja, dass sie mit der Zeit ihre Bedeutung ändern - und die hier hat auf jeden Fall das Zeug zum Grower.

Sonntag, Juli 08, 2007

Planet Earth und so weiter...

Alle Songs vom neuen Prince-Album "Planet Earth" kursieren inwzischen in den Weiten des Netzes und liegen bereits auf meiner Festplatte. Bevor ich hier zur ausführlichen Kritik aushole, muss ich mir das Ganze noch ein paar Mal anhören. Was allerdings jetzt schon feststeht: WENDY UND LISA SIND MIT DABEI! Und ich muss mich entscheiden, ob ich auf der nächsten Auflegeparty "Mr. Goodnight" oder "Chelsea Rodgers" spielen werde. Vermutlich beides. Mehr demnächst auf der guten Seite.

Montag, Juli 02, 2007

Arrested Development – 3 Years, 5 Months And 2 Days In The Life Of…(1992)

Zugegeben, diesmal habe ich mich sehr schwer getan. Aus der Rückschau, dieser ständig in Richtung Erkenntnisgewinn rückenden Beobachterposition, fallen mir mindestens 5 andere Alben ein, die ich genauso gut (oder vielleicht sogar noch eher) zum „Album des Jahres 1992“ hätte küren können. Doch wenn ich mein Ich von vor 15 Jahren befrage, wenn ich wissen will, was es damals ständig, ja über die Grenzen des Erträglichen hinaus gehört und für eine Offenbarung gehalten hat, dann kann es nur eine Antwort geben: „3 Years, 5 Months And 2 Days In The Life Of…“ Die „D.A.I.S.Y. Age“ von De La Soul lag da bereits einige Jahre zurück und war das letzte, was mich jenseits vom Schwere-Hoden-Hip-Hop beeindrucken konnte. Dann kam erst einmal eine ganze Weile nichts, bis da auf einmal diese zunächst etwas suspekt wirkende Hippie-Hop- Kommune auftaucht, was von Spirit und Politics erzählt und obendrein „Alphabet St.“, Sly Stone, Minne Riperton und den ollen Dylan samplet. Da konnte entweder nur grober Unfug oder was Verrückt-Geniales bei rauskommen. Ich entscheide mich für letzteres und merke beim Hören, wie mich „Mama’s Always On Stage“ oder „Fishin“ 4 Religion“ immer noch begeistern und dass ich „People Everyday“ oder „Tennessee eigentlich mal wieder zum Auflegen einpacken könnte. Schließlich erinnere ich mich auch daran, was für ein bewegendes Liebeslied „Natural“ ist. Neben den großen Hits ging es damals leider etwas unter, aber mit seiner warmen Earth Wind & Fire-Dramatik hat es mich immerhin mit einem neuen Genre, dem der „Tanz-Ballade“, bekannt gemacht. Und Earth Wind & Fire überhaupt erst nahe gebracht. Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden. Offizielle Seite und Myspace nicht vergessen.