Sonntag, Dezember 31, 2006

It's all true

Es gibt Stimmen, die das Hören von Musik immer wieder zum Ereignis machen und ohne die ich mir meine Sammlung nicht mehr vorstellen mag. Eine davon gehört Tracey Thorn. Bald wird ihr zweites Soloalbum erscheinen, vorab gibt es auf ihrer Myspace-Seite die erste Single "It's all true". Ja, es ist wahr: Tracey kann machen was sie will, ich bin jedes Mal aufs Neue hingerissen. Auch wenn das 80er-Synthie-Ding schon längst wieder durch ist. Aber das hat Jay-Jay Johanson ja auch nicht gestört. Blöd nur, dass das Abspielen des Martin Buttrich-Mixes (im Moment) nicht funktioniert. Scheiß Myspace.

Mittwoch, Dezember 27, 2006

James Brown (und noch zwei andere)

R.I.P. James Brown

Sonntag, Dezember 24, 2006

Das zweiundzwanzigste Jahr

Mal ehrlich: Was wären die letzten 21 Weihnachtsfeste ohne "Last Christmas" gewesen? Irgendwie gehört George Michaels ewiger Tantiemengarant zum Fest dazu, und sei es nur, damit man sich alle Jahre aufs Neue darüber aufregen kann. Im 22. Jahr kommt nun eine Version hinzu, mit der man vielleicht nicht die Geschichte, aber doch die eigenen Sätze umschreiben muss: Was wäre "Last Christmas" ohne die in dramatischer Hoffnungslosigkeit versinkende Umdeutung von Mon)tag? Hört selbst.

Freitag, Dezember 22, 2006

Shortbus

Ein Film, den freimütig fickenden Geschlechtsteilen gewidmet. Mit einem schwulen Pärchen plus Liebhaber, die sich gegenseitig die Schwänze oder die Nationalhymne in ihre Hintern blasen. Ein Film über New York als aufgedonnerte Pappkulisse, vor deren Hintergrund allein alles möglich und alles halb so schlimm erscheint. Der Zuschauer als Voyeur, als Sexclubbesucher, zwischen „all those beautiful boys, pimps and queens and criminal queers“, einer Sextherapeutin mit Orgasmusproblemen und einer Domina in Identitätskrise. Ein Film, der erzählt von Begierde, Sehnsucht, Traum, Furcht und Hoffnung; und der berichtet über das, was man von der Liebe denkt, wie man sie sich als Zehnjähriger vorgestellt und vielleicht bis heute nicht gefunden hat. Ein Film, so selbstverständlich, so leicht, so stark, so aufrichtig, so „normal“ wie man es nur sein kann. Und schließlich ein Film wohl nur für Wenige, den aber alle sehen sollten. Der beste Weihnachtsfilm des Jahres.

Montag, Dezember 18, 2006

3 – That’s The Magic Number

Vor den zum Jahresende auf uns zurollenden Poll- und Listenlawinen möchte ich noch schnell meine drei Lieder des Jahres in Sicherheit bringen. Zwei der drei Künstler(gruppen) waren mir bis vor wenigen Monaten übrigens gänzlich unbekannt, aber man muss ja auch nicht immer so tun, als ob man Ahnung hätte. Warum ausgerechnet drei Lieder und nicht eines oder dreihundertsechsundfünfzig? Weil es drei klasse Songs sind, schon klar, aber auch, weil sie repräsentativ für die Richtungen stehen, aus denen ich 2006 am hungrigsten Musik gejagt und aufgesaugt habe und die ich mal mit „Saiten“, „Daten“ und „Kloppen“ markieren möchte.

In der „Kloppen“-Kategorie hat Prince mit „Black Sweat“ die Nase vorn. Mag sein, dass die wirklich großen Momente von Prince in den letzten Jahren seltener geworden sind. Hier blitzt jedenfalls mal wieder sein irres Gespür für die Bloßlegung des Wesentlichen auf. „Black Sweat“ ist ein bisschen die Essenz von „Kiss“ ins neue Jahrtausend hinübergerettet, freilich ohne catchy-Refrain, den es für einen Welthit gebraucht hätte: lüstern, knallhart, staubtrocken. Mit wenigen Handgriffen wird hier ein Groove gezimmert, der allen Epigonen neidvolle Blässe ins Gesicht treibt, mögen sie Pharrell oder Kanye oder sonstwie heißen.

Hot Chip sind in den Listen des Jahres Everybody’s Darling. Meiner auch, es hat ja auch kaum eine andere Platte für so belebenden Zugewinn im „Daten-Pop“ gesorgt wie „The Warning“. Konnte ich mich „Black Sweat“ bereits aus einer gewissen Distanz heraus nähern, so wird mir das mit Hot Chip kaum gelingen. Zu unmittelbar ist noch die Begeisterung für das Titelstück „The Warning“, einem Bandohrwurm von Melodie, der sich nun schon seit Monaten durch meine Gehirnwindungen frisst. Eines der wenigen Lieder, bei denen ich mir ganz sicher bin, dass ich sie auch noch in 15 Jahren mit ungebrochenem Glücksgefühl werde hören können. „Excuse me miss / I'm a dog on heat / I'm a complicated being / With love songs to eat / I'm a poor, starving baby / who can march all night / I'm a mechanical music man / And I'm Starting a fire.“ Leider besitze ich „The Warning“ ja nur als, äh, private Kopie, hallo Weihnachtsmann, magst Du mir mal die Vinyl-Platte unter den Baum legen?

Midlake währen ohne den „Cooporative Music Volume 3“-Sampler vermutlich an mir vorbeigegangen. Bereits „Head Home“, der CD-Track, lies mich aufhorchen, endgültig geknallt hat es dann beim Video zu „Young Bride“ auf der DVD. Zu Beginn fadet das Lied langsam hoch, ein Trick, der weder neu noch innovativ, aber immer noch wirkungsvoll ist: Ein wehmütiges Violinen-Intro, das seine Stimmung an ein beharrliches Schlagwerk übergibt, ein synkopischer Bass setzt ein und dann endlich die hymnische Erlösung wenn die Saiten loslegen. Lied und Video sind einfach zu schön, um ungewürdigt zu bleiben. Ich werde alle drei Lieder übrigens beim kommenden Auflegeabend dabei haben, wenngleich die Dine neulich meinte, dass ihr der penetrant hohe Pfeifton in „Black Sweat“ ziemlich auf die Nerven gehen würde.

Montag, Dezember 11, 2006

Nur Die Guten II – Be sinnlich mit der Dine und dem Don

„Sag mal Don, kannst Du Dir für Deine Ankündigungen nicht mal was anderes einfallen lassen? Diese Altherrenwortspiele gehen auf Dauer echt nicht!“ Die Dine war nicht gerade begeistert, schließlich ging es um Weihnachten und um jede Menge Emotionen. Der Don blieb cool: „Passt schon, Dine. Das Goldkantenpublikum kann auf jeden Fall Englisch. Du wirst Augen machen, wenn sie sich bei Harrisons „My Sweet Lord“ genau an der Hare-Krishna-Stelle in den Armen liegen, nur, um sich dann bei „Christmas Rappin’“ in den Schritt fassen zu können. Curtis Blows! Und wetten, dass sie uns Geschenke mitbringen, wenn wir die 5 Weihnachts-Platten von Sufjan Stevens durchlaufen lassen?“ – „Träum weiter“, ließ sich die Dine nicht beirren. „Ein Song davon tut’s auch! Und damit das mit dem „Be“-sinnlichen Abend auch klappt, pack ich mal sicherheitshalber Mogwai und MS. John Soda ein. Zum Schluss lass ich dann den Ballon der Montgolfier Brothers steigen. Was sagst Du nun?“ – „Den Ballon der Montgolfier Brothers, hahaha, ich lach’ mich kaputt, Dine, erzähl Du mir noch mal was von Wortspielen, aber klar, damit kriegen wir sie alle!“

Weitere DJ-Dialoge gibt es dann am 25. Dezember in der Goldkante.

Freitag, Dezember 08, 2006

Pam Todd And Love Exchange – Let’s Get Together

Wenn ein Song exemplarisch all das vorführt, was mich an Disco so begeistert, dann ist es „Let’s Get Together“ von Pam Todd And Love Exchange. Von den vielen Tracks, die (der heute zu unrecht in Vergessenheit geratene) Greg Carmichael in jener Ära produziert hat (z.B. für Carol Douglas oder die Universal Robot Band), ist dieser nach meinem Dafürhalten der am cleversten arrangierte: Ein verlockender Beckenschaukel-Beat mit koketten Congas, dazu dezentes, aber wirkungsvolles Streicher-Dekor sowie Emotionen hochpeitschende Bläser-Brücken. Ohne Pam Todds euphorischen Canto wäre dieser Song nichts, und doch sind es vor allem die ausgedehnten Instrumental-Parts, welche die Salonlöwen dieser Welt sich nach niemals enden wollenden Disco-Nächten verzehren lassen. Aus genau diesem geschickten Zuspiel von Gesang- und Tanz-Passagen zieht „Let’s Get Together“ eine sich immer wieder aufs Neue aufreizende Spannung. Falls jemand das Album gleichen Titels sieht und auch nur den kleinsten Funken für Disco übrig haben sollte, so sei die Anschaffung unbedingt empfohlen.

Dienstag, Dezember 05, 2006

H.P. Zinker – In The Morning Light

Eine Compilation, die man haben musste. Nr. 117 im Vier-Spur-Sound, direkt aus dem Probekeller. Das letzte Stück kurz vor Auflösung der Band. H.P. singt mit von Rubinen belegter Stimme, D.W. schlägt als gäbe es ein Morgen ohne Grauen. Sechs Minuten Vergänglichkeit. Der Rest wird zur Geschichte, die erzählt von verklärter Hoffnung, von geplanter, aber immer wieder verworfener Zukunft, von erloschenen Monden. Oder von der Nacht, in der Du Dir eine letzte Zigarette angezündet hast, deren Glut bis zur Dämmerung brannte. Ob ich H.P. Zinkers Platte noch immer in Deinem Regal fände, wenn ich im ersten Morgenlicht nach Schlaf suchte?