Freitag, Februar 23, 2007

Common – Be (Intro)

Scheinbar gedankenlos zupft ein akustischer Bass an einer Jazz-Improvisation herum. Aus der zunächst losen Folge von Anschlägen schält sich langsam Sinn heraus, ein Thema aus vier Noten ist geboren, wird zur Melodie, die Melodie wiederum steigert ihre Anspannung durch Wiederholung, und dann, auf dem Höhepunkt, rums, fällt dieses unglaubliche Sample aus „Mother Nature“ von Albert Jones über alles her, die Brust im neuen Groove-Panzer ganz weit rausgestreckt. Commons sechstes Album aus dem Jahre 2005 beginnt mit einem Geniestreich – und zugleich mit einer hingerotzten Unverschämtheit! Denn der „chosen one from the land of the frozen sun“ lässt mitten im Intro alles stehen und liegen und schert sich einen Dreck darum, dass andere aus diesen vielleicht zwei Minuten Überwältigung ein ganzes Musikerleben bestritten hätten. Das Lied ist viel zu kurz, verdammt noch mal! Common verzichtet auf die Hip-Hop-Hymne, die er mit links hätte erschaffen können, und unterwirft sich der simplen Logik, die ihm der Titel vorgibt: The present is a gift and I just wanna BE. Reinhören.

Freitag, Februar 16, 2007

Stranger Than Fiction

Es ist der Schriftsteller, der seinen Stoff (er)findet und seine fiktiven Figuren ins Leben holt. Sollte man meinen. Doch was, wenn es den Protagonisten des kurz vor der Vollendung stehenden Romans tatsächlich gibt, wenn sein unspektakulär daherplätscherndes Leben nicht etwa eine originäre Schöpfung, sondern real ist? Und eine Stimme in seinem Kopf, die Stimme der Autorin, ihm obendrein ankündigt, von seinem Tod erzählen zu wollen? Dann muss die Figur ihre Schöpferin finden, um das Schlimmste zu verhindern; dann sind die Grenzen zwischen fiktiver und realer Welt völlig offen und nur ein Film kann solch eine Situation noch retten, wenn sich daran eine wunderbar verzwickte Komödie aufhängt. Wobei die Kategorie „Komödie“ zu kurz greift. Stranger Than Fiction ist mehr, viel mehr. Tiefe wird erzeugt, indem üblicherweise der Literatur(deutung) vorbehaltene Fragen eine ironische Brechung mit filmischen Mitteln erfahren. Oder anders gesagt: Die Aufgaben, mit denen wir im Deutschunterricht früher gequält wurden, sind hier ad absurdum geführt und produzieren dadurch subtile Lacher (die Beziehung des Erzählers zu seiner Figur, die Analyse des Handlungsverlaufs, schreiben Sie ein alternatives Ende!). Stark auch das erstklassige Schauspieler-Ensemble und eine geschmackssicher ausgewählte Musik. Sogar das Happy End ist eine Bereicherung. „Stranger Than Fiction“ macht den Zuschauer im besten Sinne besoffen und ein kleines bisschen glücklicher. Nur zwei Wünsche hat er bei mir offen gelassen: Ich hätte gerne eine Nacht mit Maggie Gyllenhaal verbracht und außerdem den Song „The Book I Write“ von den großartigen Spoon noch einmal gehört. Na ja, zumindest Letzteres kann auf die Schnelle erfüllt werden.

Montag, Februar 12, 2007

The Decemberists – The Crane Wife

„And I am nothing of a builder / But here I dreamt I was an architect / And I built this balustrade / To keep you home, to keep you safe / From the outside world“. Mit diesen Worten tauchten The Decemberists vor ein paar Jahren an meinem Aufmerksamkeitshorizont auf – und sind seither dort geblieben: Immer etwas zu weit weg, um sie richtig sehen zu können, aber immer auch unbestimmt präsent. Gestern bekam ich „The Crane Wife“ in die Finger und habe beim Dauerrotationshören festgestellt, wie sich die Band inzwischen kaum einen Zentimeter bewegt hat, ich jedoch mit Riesenschritten auf sie zugegangen bin. „And I will hang my head, hang my head low“ heißt es zu Beginn in "The Crane Wife 3", und trotz dieses Knacks im Leben schlenkert die Musik so unerschrocken unbeschwert daher, dass man auch dann bei ihr bleibt, wenn Colin Meloy sich zwischendurch in ausschweifenden Folk-Epen zu verhaspeln droht. Schließlich hat man noch den „Summersong“, „O Valencia!“ oder „The Perfect Crime 2“ – Lieder, die alles andere verzeihen lassen, leise Hits ohne Hype (und dass die Abfolge der Crane-Wife-Teile bewusst durcheinander gewürfelt wurde, finde ich sehr sympathisch). Heute Abend spielen The Decemberists im Kölner Prime Club. Ich wäre gerne dort gewesen. So oder so bin ich froh, sie mal wieder getroffen haben. Reinhören.

Dienstag, Februar 06, 2007

Come Wander With Me

Ich weiß, ich sollte hier endlich mal wieder was schreiben. In den zwei Wochen meiner Abwesenheit sind mir ca. 10 halbe Texte eingefallen, von denen ich mindestens die Hälfte komplett wieder vergessen habe. Vielleicht werde ich was davon doch noch für die Nachwelt retten können, wer kann das schon sagen. Was mir aber trotz Schreibfaulheit und Ablenkung durch Dinge, die mich im Moment mehr beschäftigen, zum Glück nicht abhanden gekommen ist: Die Fähigkeit, mich vom Fleck weg unsterblich in Lieder zu verlieben. Hier eine kleine Filmsequenz aus der amerikanischen Fernsehserie "The Twilight Zone" aus dem Jahre 1964. Bonnie Beecher, übrigens seinerzeit mal Ex-Girlfriend vom ollen Dylan, singt "Come Wander With Me". Geschrieben hat das Lied Jeff Alexander. Es ist auf der einen oder anderen Sammlung in voller Länge zu finden und einfach nur seufz.