Freitag, Juli 28, 2006

Girl Bros.

Bei der Hitze kann ja kein Mensch schlafen. Also ich jedenfalls nicht. Was macht man also, wenn's auf der Matratze zu heiß, wenn das Buch längst durchgelesen, es zum Telefonieren zu spät und zum TV-Glotzen zu blöd ist? Richtig, man surft auf seinen Lieblingsseiten rum. Da jedoch der NPG-Musicclub seine Pforten geschlossen (und Prince bekanntlich nicht mal mehr eine Frau) hat, verschlägt es einen zu Künstlern, die man inzwischen ein wenig aus den Augen verloren glaubte. Über Wendy & Lisa zu schreiben ist für mich in etwa so wie über Prince zu schreiben: Ich werde nicht einen sachlichen Satz zu dem Thema zustande bringen, nur so etwas wie "werde ich immer über alle Maßen lieben". Sätze also, bei denen es mit dem Informationsgehalt nicht weit her ist. Freilich, der ein oder andere kleine Unterschied lässt sich dann doch ausmachen: Prince hat nämlich - so objektiv muss man wohl sein - auch schlechte Lieder respektive Platten gemacht. Wendy & Lisa nicht. Wie ein Schwamm habe ich ihre Musik aufgesaugt. Dabei hat mich vielleicht nicht immer alles berührt, doch gab es nicht ein Lied, das mich nicht überzeugt hätte. Und was ich gestern Nacht sozusagen noch einmal neu für mich entdeckt habe, ist das faszinierende Künstler- und Musikerkollektiv, das sich im Girl Bros.net tummelt, die unzähligen Verästelungen und Verzweigungen, welche in Bereiche greifen, die auf den ersten Blick zwar nichts mit dem klassischen Minneapolis Sound zu tun haben, die aber bei genauerer Betrachtungen Verbindungen aufdecken, die Sinn machen und Verstehensprozesse in Gang setzen. Dafür steht allein schon die Erkenntnis, dass Gary Coleman, Lisas Vater, auf gefühlten drei Viertel der Platten, die in meiner Sammlung stehen, mitgespielt haben muss (wer mit Eddie Kendricks, David Axelrod und Steely Dan gespielt hat, kann nur Gott sein. Und für Wendys Vater, Mike Melvoin, gilt im Prinzip dasselbe). Dann gab es da noch David Coleman, Lisas Bruder, ohne den es einen der großartigsten Prince-Platten-Opener (Around The World In A Day), nie gegeben hätte und der leider im Jahre 2004 verstorben ist. Wendys Bruder, Jonathan Melvoin, ist bereits seit 1996 tot. Ihn kennt man, je nach Blickrichtung, entweder als Tour-Drummer der Smashing Pumpkins oder eben weil man vor ca. 20 Jahren von "Do U Lie?" um seine kleinen Drum-Licks gewickelt worden ist. Wendys Zwillingsschwester Susannah wiederum hat auf dem Original von "Nothing Compares 2 U" gesungen und auf so ziemlich jeder Platte von Doyle Bramhall II. Man könnte noch ewig so weiterspinnen (Wendy, Lisa und Doyle haben z.B. noch hier mitgespielt oder da), aber es wird langsam unübersichtlich - dabei habe ich über Mary Lou Ynda noch kein Wort verloren und will von Waldorf Salad gar nicht erst anfangen (obwohl damit doch alles angefangen hat). Zwei Dinge sind mir gestern Nacht jedenfalls klar geworden: Es wird höchst Zeit für ein neues Wendy & Lisa-Album. Und: Meine Nächte sind gerettet!

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Vor allem wird es Zeit für eine Prince Tour in Europa! Gerne auch mit Sheila E. an den Drums und Wendy an der Gitarre. In Funk We Trust! ;-)