Donnerstag, Juli 13, 2006

Taana Gardner - Heartbeat

The Paradise Garage, Greenwich Village, 84 King Street. Irgendwann Anfang der 80er legt Larry Levan – eine, wenn nicht DIE DJ-Legende der Disco-Ära – eine neue Testpressung auf seinen Teller. Vier oder fünf mal spielt er sie und jedes Mal fegt er damit die Tanzfläche leer. Nur 105 Beats pro Minute. Vielleicht zu langsam für dieses handverlesene Publikum, welches daran gewöhnt ist, schnelle unerschrockene Disco-Stampfer vorgelegt zu bekommen, die erst hier zünden müssen, bevor sie ihren Siegeszug über die Tanzflächen der restlichen Welt antreten können. Doch Larry gibt nicht auf. Immer und immer wieder wird er in den nächsten Wochen versuchen, das Herz der Menge mit dem von Taana im Takt schlagen zu lassen, jeden Abend ein paar mal. Und seine Liebe für dieses Lied, sein Glaube daran, sollen sich auszahlen. Schließlich drängt das Volk immer zahlreicher aufs Parkett, zuletzt will man die Musik um keinen Preis verpassen. „Heartbeat“ wird zum Riesenhit und ist bis heute eine der meistverkauftesten 12-inches von West End Records.

Wie Sperrholzplatten, die von einem Fließband aus großer Höhe auf Marmor krachen: So schlägt sich der Beat über die Hirnwindungen in den Bewegungsapparat, der, einmal in Gang gesetzt, keine Erschöpfungszustände mehr zu kennen scheint. Im Refrain wird Tanas Stimme ein wenig hysterisch, überschlägt sich geradezu mit ihren Huldigungen an „ihr Herz“ – ihr zur Seite steht der Gegenpol eines taktvollen, aber durchaus leidenschaftlichen Gruppengesangs. Man braucht ein paar Durchläufe, um dieses üppige Angebot an akustischen Reizen, an denen sich Erregung in Bewegung entladen kann, in seiner ganzen Fülle aufzunehmen. “Moving all around, from my head to the ground“, heißt es, kurz nachdem sich alles tatsächlich auf einen Herzschlag reduziert hatte. Dann purzeln wieder ein paar Holzplatten herab und gerade als man denkt, nun könne ja nichts mehr kommen – nachdem Taana noch ein paar Worte des Abschieds gesprochen hat, wartet man nur noch auf das Fade Out – setzt ein derart unverschämt jaulendes Funkriff ein, dass man glaubt, den Saiten der Gitarre wurde es nur unter Androhung von Schmerzen entlockt. Ein Keyboard drückt noch ein paar beruhigende Tupfer auf die wunde Stelle bis die Musik sich schließlich doch in eine verheißungsvolle, aber traurig unerreichbare Ferne auf und davon macht. 105 Herzschläge pro Minute. Keinen davon möchte man verpassen.

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