Donnerstag, Juli 13, 2006

carmen consoli - orfeo

das strahlende catania an einem schwülen augustnachmittag des jahres 2001. mit einer freundin schlendere ich durch die von der hitze erdrückten straßen dieser stadt, welche mir von klein auf das widersprüchliche bild von einem typischen und zugleich untypischen sizilien eingebrannt hat. als ich mit hilfe und rat der freundin in einem cd-laden nach neuer italienischer musik stöbere, entdecke ich „stato di necessità", das damals aktuelle album von carmen consoli. ihre musik kenne ich seit 1997, da sind mir ihre markante stimme und ihr etwas eigenwilliger gesangsstil erstmals in "confusa e felice" aufgefallen. carmen consoli ist, das cover lässt daran keinen zweifel, eine sehr schöne frau, es ist eines dieser fotos, die ganz bewusst darauf abzielen, beim betrachter gefühle von sehnsucht und begehren auszulösen. der händler klärt mich darüber auf, dass carmen ja aus catania stamme und jedes ihrer alben eine anschaffung wert sei. die freundin lächelt und meint, es würde erst einmal genügen, wenn ich in das neue album reinhöre, was ich dann auch tue. "orfeo" heißt das lied, das mir sogleich ins ohr fällt. eine sanft vorgetragene klage an den schönen kranken helden des herzens. da ich nicht weiß, wie lange ich diesem großangriff auf jene rezeptoren, die auch bei mir für gewöhnlich sehnsucht und begehren auslösen, standhalten kann, gebe ich mich frühzeitig geschlagen und kaufe die cd. einige tage später, ich bin schon wieder in deutschland, entdecke ich darauf einen hidden track, eine live-version von "orfeo". es klingt als müsse sich diese stimme einen durchgang durch die hitze der straßen von catania erkämpfen. il varco è vicino ed io sento già il tepore, singt sie. die klage, das tragische moment im lied ist noch da, aber unvermittelter, nicht mehr so berechnend auf die sensibilität einer mitleidenden zuhörerschaft zielend. dazu passt, dass der track versteckt ist, der hörer muss das lied finden, nicht umgekehrt. ich packe die live-version von "orfeo" auf das erste mixtape, das ich nach meiner rückkehr aus sizilien mache, und denke, es ist okay, wieder daheim zu sein.

reinhören

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