Donnerstag, Juli 13, 2006

The Painter

Mein Lied des Jahres 2005 erschien bereits 1975. Hätte ich einen Last-FM-Account, so wäre „The Painter“ von der Rance Allen Group dort jedenfalls der am häufigsten gespielte „Top Track“. Doch wer ist dieser Rance Allen? Das erste Album der „Group“ wurde 1970 veröffentlicht, „The Painter“ wiederum findet sich fünf Jahre später auf „A Soulful Experience“. Als ich das Lied zum ersten Mal hörte, dachte ich zunächst, da sänge Al Green etwas, das ich noch nicht kenne. Und diese Analogie ist so abwegig nicht: Beide kommen aus der Tradition des Gospels, beide setzen ihre Musik immer wieder auch als Medium der Predigt ein. Die entscheidende Gemeinsamkeit liegt aber vor allem in der Reinheit der Stimmen: Wie Al Green könnte auch Rance Allen über ranziges Pommesfett singen, es würde trotzdem klingen wie aus dem Hohelied der Emotionen, als wenn der Musik in jeder Textzeile mit „Siehe, du bist schön, meine Freundin, siehe, du bist schön“ gehuldigt würde. So gibt es in „The Painter“ kaum eine stimmliche Nuance, die Rance Allen nicht erreichen würde, und darum braucht dieser Maler auch kein vorgegebenes Strophe-Bridge-Refrain-Schema, um vom ersten Hören an die allerschönsten Farbassoziationen ins synästhetische Gedächtnis zu brennen. Mir ist jetzt jedenfalls klar, warum ich mich bei der ersten Textzeile erst verhört habe, und zwar: „I’m gonna paint a blue (sic!) day“ (und nicht „new day“). Eine mir im Nachhinein übrigens sehr sympathische Fehlleistung.

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