Mittwoch, Februar 13, 2008

Keine Fragen offen: Why? – Alopecia

Ein junger Musiker mit ansehnlich voller Haarpracht nennt sein neustes Album "Alopecia"? Es ist wohl einfach nur vorauseilende Ironie, die sich Yoni Wolf, Mastermind von Why? und Mitbegründer des Anticon-Labels hier erlauben wollte. Why? kredenzen eine irre Mischung aus vollmundigen Reimen, die über einen flockigen Folk-Unterbau kollern oder in Zeitlupe gespielten Psycho-Rock, den Yoni Wolf selbst mal treffend als „Chill Metal“ bezeichnet hat. Und dazwischen gibt es immer wieder große Gesten des Pop. Dominantes Element auf Alopecia ist jedoch der Sprechgesang. Die Raps in "Good Friday", "Gnashville" oder "By Torpedo Or Crohn’s" hätten auch bei einem Mocky (dem Why? näher stehen, als man denken sollte) keinen überzeugenderen Flow gehabt. Es kommt also nicht von ungefähr, dass immer wieder gerne die „Indie-Hop“ oder „Folk-Hop“-Schublade aufgemacht wird, wenn von der hier kurzfristig zum Quintett gewachsenen Band aus Cincinatti, Ohio die Rede ist – zu den drei Jungs von Why? haben sich Andrew Broder und Mark Erickson von Fog gesellt. Diese Zusammenarbeit macht Sinn und scheint nur natürlich, denn die Nähe des Anticon-Kollektivs zu den innovativen und ihrerseits richtungweisenden Acts von Ninja Tune oder Big Dada ist auf "Alopecia" nur allzu offensichtlich.

Der Vorab-Download The Hollows hatte bereits bewiesen, dass Eigentümlichkeit und Eingängigkeit einander nicht ausschließen müssen. Ein weiterer Single-Anwärter ist "Fatalist Palmistry", in dem es fast schon programmatisch heißt: But God Put A Song On My Palm That You Can’t Read. Eine Aussage, die sich direkt auf die Musik von Why? beziehen lässt, welche sich überkommenen Grenzziehungen verweigert und etwas Eigenes schafft, das, frei von üblichen Styler-Posen, dem Hörer lässige Statements für die Zukunft in die Hand gibt.

Nach "Elephant Eyelash", dem viel gerühmten Vorgänger aus dem Jahre 2005, hatte man mittlerweile ungeduldig auf einen Nachfolger gehofft. Lange genug vertieb sich Yoni Wolf seine Tage mit Gastauftritten etwa beim Labelkollegen Odd Nosdam oder eben bei der Verwandtschaft von Fog. Die Zeit der kleinen Häppchen ist nun zum Glück vorbei. Das neue Album wird den großen Erwartungen gerecht und hat sie vielleicht sogar noch übertroffen. In jungen Jahren soll Yoni Wolf auf den Straßen und an den Häuserwänden seiner Heimatstadt ein vieldeutiges „Why?“ hinterlassen haben. Heute heißt die Antwort darauf "Alopecia".

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