Mittwoch, März 12, 2008

Reich und Schön – The Miserable Rich


Da spielten also diese beiden hochtalentierten Musiker in Rom auf einer Hochzeit vor handverlesenem Publikum. Überall Aristokraten mit viel Geld. Irgendwie musste man sich ja seine Brötchen verdienen. An jenem Tag fand die Band zu ihrem Namen: The Miserable Rich.

Der Cellist Will Calderbank und Folk-Elektroniker James de Malplaquet hatten zuvor bereits in verschiedenen Projekten und Gefügen aus dem Brightoner „willkommen collective“ zusammengearbeitet, einem Netzwerk aus Bands (z.B. Shoreline), die untereinander im lebendigen (Musiker-)Austausch stehen. In diesem Umfeld erhielten sie die Anregungen und Kontakte, aus denen sich schließlich das musikalische und personelle Profil von The Miserable Rich formen sollte. Komplettiert wurde das Quintett durch Mike Siddell (Violine), Lindsey Oliver (Kontrabass) und Jim Briffett (Gitarre).

Mit ihrer Cover-Version von Hot Chips Over And Over konnten The Miserable Rich über die Wellen von BBC und FM4, also weit über die Kollektiv-Grenzen Brightons hinaus, erstmals auf sich aufmerksam machen. Ihre Interpretation reduziert den Tanzflächen-Hit auf ein intimes Kammerspiel aus grazil gezupften Saiten und entzückendem Gesang und gibt damit die Grundbausteine eines jeden Songs auf ihrem Album 12 Ways To Count vor. Sie selbst nennen das Ganze „The Sound Of One Lip Kissing“ und auch, wenn damit die Sanftmut der Musik adäquat beschrieben sein mag, so ist doch nichts über ihre frappante Wirkung gesagt: Auf Boat Song, Pisshead oder Muswell streichen die Musiker mit ihren Bögen direkt über die Nervenstränge der Wehmut und spielen Melodien, die sich, so reich wie schön, auf leisen Sohlen ins Bewusstsein schleichen. Und die nicht weniger abgeben als den auf ewig nachklingenden Soundtrack zu einer betörenden Liebesnacht. Myspace.

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