Dienstag, August 08, 2006

Juicy Beats 11 – 29. Juli 2006

Mal ganz ehrlich: Das Juicy-Beats ist im Vergleich zum Haldern die altherrengerechtere Veranstaltung: Nach einem Festivaltag kann man wieder daheim im eigenen Bett schlafen und wird nicht morgens um drei von weltschmerzgeplagten Emo-Kids geweckt, die auf das ohnehin schon klamme Zelt kotzen; man muss nicht über dem hungrigen Allesfresser-Schlund eines Dixi-Klos defäkieren, außerdem ist man in Dortmund auch dann noch styletechnisch vorne mit dabei, wenn sich das lichter werdende Haupthaar nicht mehr ohne Weiteres zum Playmobilscheitel kämmen lässt. Das alles entscheidende Argument ist jedoch: Beim Haldern ist das Wetter immer mies, beim Juicy Beats nie!

Und weil das Ding ja eigentlich schon lange gelaufen ist, hier nur das Wichtigste im Schweinsgalopp: An der Ananasbühne die mit reichlich Verspätung aufspielenden Monoland gesehen. Die wenigen Anwesenden saßen hinten oder seitlich im Schatten und nuckelten vor der knallenden Sonne geschützt am mitgebrachten Eistee-Tetrapack. Das war alles nicht besonders spannend, aber sehr gemütlich. Gleich danach ging’s weiter zum Höhepunkt des Tages: Jamie Lidell, Gewinner im diesjährigen Joan-Collins-Morgenmantel-Lookalike-Contest und Fackelträger des crooning im 21. Jahrhundert. Einnehmend, irrsinnig, druckvoll und mit einer Sprühdose Ideen unterwegs. Jamie jagte James Brown durch seine Sequenzer und anschließend durch die Menge, auf der Suche nach mehr oder weniger freiwilligen Begleitsängern. Mich hielt er wohl für einen solchen. Arm auf der Schulter, Mikro im Gesicht, 15 Sekunden Ruhm. Es gibt zwar Zeugen, aber leider keine Fotos. Kurze Atempause, rüber zur Orange. Erobique lässt sein Standardprogramm ablaufen, diesmal mit etwas mehr Bock auf Disco, mein großer Bruder Disco, mit dem ich immer wieder gerne tanzen gehe. Zwischendurch ein paar peinliche Luftpiloten auf der Bühne: Arme auf waagerecht, Handflächen nach oben und mit der Nase den Horizont pinseln. Dann im Prinzip nahtloser Übergang zu Egoexpress, die mit ihren Beats mein Rückenmark betäuben. Das ist gut so, so spüre ich meine Beine erst nach dem Set. Höchste Zeit fürs Ausstrecken auf der Festwiese, während Senor Coconut ein paar Cocktails mixen. Entspanntes Leute-glotzen. Schließlich die mit Spannung erwarteten Coldcut. Enorme Equipment-Geschütze werden aufgefahren, die Reize feuern aus allen Rohren, doch ist mir diese Klang- und Bildkakophonie zu zerfahren, die Performance zu richtungslos, als dass sie mich wirklich fesseln kann. Und kein Mensch braucht heutzutage noch ein „Pump up the volume“-Sample. Ich bin erstaunt, aber nicht ergriffen. Macht nix, dennoch der würdige Abschluss eines fidelen Tages. Freue mich schon voll auf die 12.

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