Dienstag, März 20, 2007

Chronicles Of Every Diva - Köln - 14. März 2007

Die anfängliche Unentschlossenheit überwunden, das teure Ticket in der Tasche und dann doch wieder Skepsis beim Betreten des Yard Clubs. Denn die tollen Diven will niemand sehen. Vom E-Werk direkt in dieses kleine Kabuff verlegt, nicht einmal für die benachbarte Kantine haben die Ticketverkäufe gereicht. Noch tiefer werden die Furchen in meiner Stirn angesichts des aufgeschlagenen Publikums: Vor mir in vorderster Reihe ein Menorca-Urlaubspärchen, das locker als meine Eltern durchgehen würde. Ein Blick über die Reihen hinter mir bestätigt alle Befürchtungen: Wer hier hingekommen ist, hat „The Glamorous Life“ seinerzeit mit Mitte Zwanzig gekauft. Hör auf zu meckern, Don. Eng ist es hier und heiß. Um kurz nach 21 Uhr ebnet sich ein breitschultriger Security-Typ mit böse-einschüchterndem Bulldoggenblick den Weg durch die Menge bis zur Treppe, die auf die winzige Bühne führt. Die Diven müssen sich in Ermangelung eines Backstage-Raums ihren Weg von der Damentoilette durch die Menge bis zu ihren Instrumenten bahnen. Mit den alten Heldinnen auf Tuchfühlung. Rhonda Smith, Kat Dyson, Cassandra O’Neil und schließlich Sheila herself stellen sich in einer Reihe auf. Sheila ist zusammen mit ihrem Publikum sichtlich gealtert, kann sich aber immer noch ohne lächerlich zu wirken in einen atemberaubend knappen Rock zwängen. Sie schaut ein wenig schlecht gelaunt drein. Ein „Chronicles Of Every Diva“-Solo wird kurz angestimmt, dann macht Sheila das, was sie sicherlich am besten kann, sie setzt sich hinter ihr Schlagzeug und haut alles kurz und klein, was immer sich ihr aus der langen Geschichte von Soul, Latin und Funk in den Weg stellt. So drischt sie auf uns ein, wir wollen das so und freuen uns, dass wir nach der langen Zeit endlich mal wieder ordentlich verhauen werden. Die anderen Gespielinnen dürfen natürlich auch zeigen, was sie können, bekommen ausgiebige Soli, wobei jeder Griff und jede Note so tight sitzen wie die Strumpfhosen, die sie an den Beinen tragen. Größte Sensation des Abends ist zweifelsohne Special Guest Candy Dulfer. Ihr „Sax-A-Go-Go“ bringt die alternden Knochen im Saal zum klappern, dass es eine Wonne ist. Von nun an bleibt alles in Bewegung, ein Knüller folgt dem nächsten, auch die neuen Songs des noch nicht veröffentlichten COED-Albums überraschen positiv. Dann die Zugabe, auf die alle gewartet haben: The Glamorous Life mit einer Beserker-Sheila, die im stehen ihre Percussions malträtiert. Das war’s dann aber auch. Eineinhalb Stunden Konzert war mir viel zu kurz. Und auf Shakira nebenan in der Kantinen-Disco hatte ich keine Lust. Meine Hüften lügen nämlich nicht, sie schmerzen ein bisschen. Also ging es gleich heim mit der Hoffnung, bis zum nächsten Sheila-Konzert nicht noch einmal 18 Jahre warten zu müssen...

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