Ich wusste nicht viel über Joy Division, hatte nur die Hits gehört und mir irgendwann mal die CD der Hamburger Boy Division gekauft. Aber noch bevor der Film angelaufen war, sprachen so viele davon, voller Erwartungen und Geduld und machten ihn so zu einem popkulturellen Ereignis, zu einem MUSS.
Mein Bochumer Lieblingskino war letzten Freitag gut gefüllt, und ich war froh gedrängelt zu haben, um noch einen guten Platz zu erwischen. Der Fotograf Anton Corbijn hat seinen ersten Film in s/w gedreht. Ich weiß nicht, ob er damit die zahllosen Grauwerte zwischen weiß und schwarz, zwischen gut und böse verdeutlichen will, ich finde das sieht einfach gut aus und passt zu der Musik und dem Coolness-Faktor, den Ian Curtis ohne Zweifel hatte. Sam Riley spielt wirklich gut. Ganz wunderbar zeigt er Curtis’ Leidenschaft für Musik und Poesie und, zumindest als Teenager, für die Selbstdarstellung. Zunächst als Bowie-Fan, lasziv, mit Lidstrich und auch später immer mit einer Zigarette, die ihm unglaublich lässig, männlich im Mundwinkel hängt. Bei diesem Anblick möchte ich mir die Haare schneiden, denn zu großen Trench meines Vaters überziehen und mit dem Rauchen anfangen. Und dann diese Musik! Sein Tanzstil macht mich lächeln und seine Stimme geht durch bis in die Zehenspitzen. Die ganze Kinoreihe vibriert im Rhythmus der wippenden Füße.
Sehr gut und witzig finde ich die Darstellung der Band, des Managers, und die von Tony Wilson. Wenn auch die Figur der Frau von Ian Curtis, die er viel zu früh heiratet und mit der er schon kurze Zeit später eine Tochter bekommt, eher nervt, weil sie viel zu lieb und naiv wirkt, so ist sie doch gut gespielt.
Wirklich furchtbar dagegen finde ich Alexandra Maria Lara. Ihre Garderobe passt nicht in die Zeit. Sie haucht, als würde sie in einem David Hamilton Film mitspielen und will da einfach überhaupt nicht hineinpassen.
Weil ich weiß, wie der Film enden muss, fehlt mir zum Schluss ein wenig die Spannung, was aber nichts daran ändert, dass ich zufrieden das Kino verließ und mir vielleicht doch noch eine „echte“ Joy Divison Platte anhören werde (und dann daheim vor dem Spiegel im Trench die lustigen Tanzbewegungen von Ian Curtis imitiere).