Control I
Seine hypnotischsten Momente hat Anton Corbijns lang erwarteter Film „Control“ dann, wenn die Musik spielt. Mit geradezu beängstigender Mimikry fangen die Schauspieler die Gewalt der Band ein, um die es hier geht. Band? Nein, es geht in erster Linie um Ian Curtis und um die Frage, ob man dem Menschen hinter der Gestalt des schwermütig-charismatischen Frontmanns, den die Welt in ihm gesehen hat, mit einem Biopic näher kommen kann. Der Reiz solch eines Kopieversuchs des Lebens liegt ja gerade in der Aussicht, dem (vergöttern oder verhassten) Star etwas näher zu kommen, ihn „kennen zu lernen“. Der Zuschauer hofft, hinter das Geheimnis zu sehen, das ihn an sein Idol bindet. Corbijn ist zum Glück klug genug, eine gesunde Distanz zu seinem Studienobjekt zu halten, strickt mit seiner bewährten Schwarz-Weiß-Ästhetik am Mythos weiter und entzaubert ihn nicht. Alles andere wäre so fatal gewesen wie der deplazierte Einsatz des sinnleer vor sich her säuselnden Emo-Orakels Alexandra Maria Lara. Bei Corbijns altem Kumpel Grönemeyer fragt man sich dagegen, warum der so lange keine Filme und stattdessen so viel Musik gemacht hat. Wo er doch bekanntlich gar nicht tanzen kann. A propos: Hier noch Dance, Dance, Dance to the radio! Aber mit den echten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen