Marcus Lenz - Close
Jost ist ein Getriebener. In seiner Wut ist ihm jede Gelegenheit zur Provokation recht, denn er will sich beweisen, dass er von niemandem abhängig ist und nichts zu verlieren hat. Einsam pöbelt er durch die Straßen der Großstadt. Wird er nach seinem Namen gefragt, lautet die Antwort stets: „Rate doch mal“. Eines Abends trifft er in einem verlassenen Haus auf Anna, die sich dort als einzig verbliebene Mieterin in ihrer Wohnung von der Außenwelt abgeschottet hat. Wo Jost ungestüm nach außen drängt, zieht Anna sich vor der Gesellschaft in die innere Isolation zurück. Verbunden werden die beiden ungleichen Einzelgänger durch ihre Furcht vor der Sprache. Denn Worten, die ihnen die Wahrheit vor Augen führen könnten, gehen sie lieber aus dem Weg. Zwischen ihnen entlädt sich eine heftige und sexuell aufgeladene Gewalt, durch die im Wechselspiel von Macht und Unterwerfung der jeweils andere zum Ausbruch aus dem selbst gewählten Kerker genötigt werden soll. Gemeinsam eilen sie einer finalen Katastrophe entgegen, auf die jedoch auch ein kleiner Lichtblick fällt. Regisseur Marcus Lenz hat mit Close ein Kammerspiel der Gesten und Mimiken inszeniert, in dem kein Wort zu viel fällt und dessen Regeln Christoph Bach und Jule Böwe in den Hauptrollen meisterhaft beherrschen.