Dienstag, Oktober 03, 2006

Anarchie auf Zelluloid – Science Of Sleep

Vor zwei Jahren hat er vom Paradies der Erinnerung erzählt, nun führt Michel Gondry sein Publikum in das glitzernde Reich der Träume. Science of Sleep taucht in die wundersame Welt von Stephane ein, einem liebenswert-modernen Taugenichts, der sich in seine Nachbarin und Namens-Verwandte Stephanie verliebt. Bevor die beiden am Ende auf ihrem Pony durch den Himmel der Verliebten reiten können, wird dem Zuschauer einiges abverlangt. Er muss durch einen Irrgarten von Traum und Wirklichkeit, in dem sich Stephane selber nur allzu gern verliert. Denn die Liebe und der Traum haben eins gemein: Sie folgen ihrer eigenen undurchsichtigen Logik und verweigern sich den analytischen Zugriffen von außen mit immer neuen phantastischen Wendungen. Seine große Stärke, seinen unschlagbaren Zauber schöpft dieser Film aber nicht nur aus der Anarchie des Erzählens, sondern auch und vor allem aus der „Anarchie in Zellophan“, wie es Charlotte Gainsbourg gegen Ende einmal explizit ausspricht: Die Tricks für die Traum-Sequenzen scheinen direkt aus der Augsburger Puppenkiste oder alten tschechischen Animationsfilmen entnommen. Mit unglaublicher Hingabe und Liebe zum Detail hat man hier Dächer aus Pappmaché, Wolken aus Watte oder eben Wasser aus hellblauem Zellophan gebastelt. Man kann einfach nicht anders, als sich von diesem Allerlei überquellender Kuriositäten hinreißen zu lassen. Einen guten Einblick in den Reichtum an Kreativität und Ideen bekommt man auch auf der ebenfalls liebevoll inszenierten offiziellen Webseite zum Film. Beide zu besuchen wird hiermit dringend empfohlen.

1 Kommentar:

R. R. R. hat gesagt…

bin ich es nur, oder empfandest du das ende des films auch als traurig? denn das gemeinsame dahinreiten auf dem pferd entspringt ja nur stephane träumen und hat mit der wirklichkeit nichts zu tun. er bekommt ja sein mädchen nicht in der realität, nur in seiner phantasie. und gerade durch die vermischung beider welten für wird es doch noch aussichtsloser und trauriger für ihn.