Helmut Krausser im TuT
Das TuT gefüllt mit etwa 70 Anwesenden. Die halbe Literarische Gesellschaft Bochums scheint da zu sein, dann noch zwei Deutsch-LKs mit flink mitschreibenden Jungrezensenten, der Rest deckt alle Facetten moderner wie überkommener Erscheinungsformen des Typs „Bücherfreund“ ab. Um kurz nach zwanzig Uhr tritt Helmut Krausser auf die Bühne. Seine Bewegungen wirken dabei unbeholfen, sobald er aber sitzt und liest, bekommen Vortrag und Gestik eine affektierte und doch faszinierende Eleganz. Welcher Film denn mit dem ersten Kapitel parodiert würde, fragt der Autor zu Beginn und klärt im weiteren Verlauf selber darüber auf, dass es sich hierbei um eine ironische Dracula-Reminiszenz handele. Es folgen lange Passagen aus „Eros“, in die sich Krausser unvermittelt, ja nach Belieben ein- und ausklingt und als Alleskönner präsentiert. Reportage, Autobiographie, Dialog und ein schier unerschöpfliches Repertoire an Geschichten und Gedankenströmen: Kaum eine literarische Textform, die ihm nicht leicht von der Hand ginge. Dass Kraussers neuer Roman groß angelegte Lebens- und Zeitgeschichte(n), die Strukturen von Macht und Kontrolle und nicht zuletzt die Geschichte einer Obsession umreißt, konnte man bereits in den zahlreichen (und wieder einmal polarisierenden) Rezensionen lesen. Vor allem aber ist „Eros“ ein pompöses Feuerwerk unerhörter Begebenheiten und sein Autor einer der letzten Unbehaglichen, von denen man doch nicht lassen kann und auch nicht sollte.
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