Maximilian Hecker: Essen – Grend – 09.04.2010
Wie oft habe ich Maximilian Hecker im Grend gesehen? Ich habe aufgehört zu zählen. Wieso gehe ich immer wieder zu seinen Konzerten? Ich habe aufgehört, mich das zu fragen. Eine mögliche Erklärung wäre: Hecker macht die schönste Mädchenmusik der Welt. Eine andere, weniger plausible, könnte sein: Der „neue Hecker“ trägt, wie er selbst sagt, Hugo-Boss-Unterhosen und rezitiert über den Beckmannschen Wichsfleck, gibt also keine schlechte Referenz für die eigene, altersbedingte Kauzigkeit ab. Zu seinem neuen Album (mit dem hochmütigen Titel „I Am Nothing But Emotion, No Human Being, No Son, Never Again Son“) habe ihn jedenfalls die Begegnung mit einer Tokioter Prostituierten inspiriert (ich sollte mal ausprobieren, ob ein Besuch in der hauseigenen Massagepraxis einen ähnlichen Kreativschub für die zuletzt nur noch vor sich hin vegetierende guten-Seite hätte). Ihr widmet der wunderliche Waldschrat die meisten Titel, singt mal mit Kopf- mal mit Bruststimme unendliche Variationen von Isolation, Einsamkeit, Verzweiflung und unerwiderter Liebe. Der neue Hecker ist also ganz der alte. Das Sinnstiftende dieser Konzerte im Grend besteht ohnehin darin, sich an lieb gewonnenen Ritualen zu erfreuen; hat doch ein Seufzer im Kollektiv weniger Widerhall als in den eigenen vier Wänden. Nach kaum einer Stunde geht Hecker von der Bühne. Er kennt die rechte Zeit. Junge, komm bald wieder.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen