Dons Deppen II - Der Deppen-Daumen
Gestern Morgen zog ich ein Werbeprospekt der Firma „Auto Teile Unger“ aus dem Briefkasten. Darauf ein debil grinsender Michael Schumacher, der seine Faust nach vorne und daran seinen Daumen nach oben reckt. Wir kennen sie alle, diese Geste des virilen Optimismus, diese Dauererektion des kleinen Mannes, der seinen phallischen Lutscher nur zu gerne in die Kamera hält, kaum dass er ihn vom nuckeln entwöhnt hat. Der Deppen-Daumen steht nämlich immer, Potenzstörungen sind ihm fremd. Doch welche Intention mag wirklich mit dieser Gebärde verbunden sein? Allein ein „Prima!“, „Spitze!“ oder „Top!“ signalisieren zu wollen, rechtfertigt noch lange nicht ihre pestizidartige Verbreitung. Verbirgt sich dahinter vielleicht eine auf den Saugreflex der Damenwelt gerichtete Provokation? Oder ist es einfach nur ein arglos übernommenes atavistisches Relikt aus einer Zeit, in der das Auf oder Ab des Daumens über Leben oder Tod entschied? Daumen hoch, hier kommt der Gladiator der Gegenwart?
Michael Schumacher ist jedenfalls in bester Gesellschaft. Kaum eine Lokalmeldung kommt heute noch ohne die Dominanz des Deppen-Daumens aus. Kein Bürgermeister, Gewerkschafts-Vertreter, Ortsvereins-Vorsitzender oder Air-Berlin-Pilot, der nicht bereitwillig den Trimm-Dich-Pfad der Selbst-Vermarktung eingeschlagen hätte. Bleibt nur zu hoffen, dass die Daumen-Diktatoren bald ihre metrosexuelle Seite entdecken und sich das Ding sonst wo hinstecken. Zum Beispiel in den Mund. Da fällt mir gerade ein: Kommt jemand mit in „Thumbsucker“?
3 Kommentare:
ich würde mitkommen! sag bescheid!
"atavistisches Relikt" ist eine Tautologie, oder solls 'nen Pleonasmus sein?
ja, beim deppen-daumen gehen schon mal die weglassbaren redundanzen mit mir durch. fürs kino hab ich übrigens frühestens nicht vor nächste woche erst dann wieder zeit (@stitch)
Kommentar veröffentlichen