Dons Deppen I – Oliver Geißen
Oliver Geißen ist der Sohn eines Fischhändlers. „Er wollte zunächst Tierarzt werden“, heißt es im Wikipedia-Artikel über ihn. Fischhändler und Tierarzt – das sind ehrenwerte Berufe. Immerhin fordern sie einen freiwilligen (und sinnvollen, weil für andere nützlichen) Umgang mit Gestank. Weder tote Fische noch kranke Tiere riechen besonders gut. So etwas verdient den höchsten Respekt. Oliver Geißen ist jedoch nicht Tierarzt, sondern Depp geworden, und man darf sich nun die Frage stellen, an welcher Weggabelung seiner Biographie er die Richtung zum Deppen eingeschlagen hat. Waren es die zwei Jahre Bundeswehr? Hat er für den Kommiss (verständlicherweise) aufgehört zu denken und danach einfach nicht wieder angefangen? Oder ist ihm während seiner Zeit bei den Hamburg Blue Devils ein Football mal zu derbe gegen die Birne geknallt? Wir wissen es nicht – und doch gibt uns der Wikipedia-Artikel einen heißen Tipp: „Seine ersten Moderationsschritte wagte Geissen beim privaten Jugendsender "OK Radio" in Hamburg und erreichte in der Hansestadt dadurch eine große Bekanntheit.“ Das ist es! Allein schon „OK Radio“ klingt ja mindestens so bekloppt wie "OK Italia". Hier muss Oliver Geißen in ungezählten Moderationsstunden das schwierige Handwerk des die Einfältigkeit der geladenen Gäste süffisant Überbietenden gelernt haben. Man denke nur an den Auftritt von Hubert Kah in irgendeiner der von Geißen moderierten 80er-Shows. Kah, der sichtlich verwirrt und vermutlich unter Drogeneinfluss was von einer neuen Single, die aber noch nicht gepresst sei, faselte, wurde in seinem Redefluss von Geißen mit einem eloquent-herablassenden „Ahhh…ja!“ abgekanzelt. Bereits zuvor kam von Geißen nichts als ein freches Krötengrinsen und zwei drei oberflächlich-belanglose Fragen a la „Wie war das denn damals in den 80ern?“ Kah ging gegen diese Dummheit mit der eigenen, das heißt mit endlos verschwurbeltem Eso-Geschwafel, an. Er verstieß dabei gegen die ungeschriebenen Gesetze des Non-Diskurses, des „Wir tun so als ob wir uns unterhalten, ohne wirklich etwas zu sagen“. Denn auf so eine Frage hätte er allerhöchstens mit 10 Wörtern verteilt auf zwei Sätze antworten dürfen. Stattdessen ein nicht enden wollender Rede-Schwall. Dies darf der Gralshüter des Non(sens)-Diskurses natürlich nicht zulassen, also fällt Geißen seinem Gast ins Wort bevor es zu unbeabsichtigt sinnhaften Äußerungen kommen kann. Unvergessen auch seine Erwiderung auf Désirée Nosbuschs Coming Out als Prince-Fan: Völlig überfordert von der Bekenntnis zu solch einer obskuren Leidenschaft, setzte er wieder sein bewährtes, weil Überlegenheit suggerierendes Krötenlächeln auf und verkündete ein in seiner Originalität noch nie dagewesenes „Lebt der noch?“ Die Ausdifferenzierung seiner Rede erreichte schließlich mit dem Uraltwitz über „TAFKAP-Prince“ („Wie heißt der jetzt eigentlich?“) ihren vorläufigen Höhepunkt. Klar, dass Geißen sich spätestens hier die Aufnahme in „Dons Deppen“ redlich verdient hatte, zumal er auch unfreiwillig ein nicht unwesentliches Deppen-Kriterium erfüllte: das Fremdschämen.
4 Kommentare:
Für den Einstieg der Rubrik finde ich das eine eher schlechte Wahl. Ja, schlagt mich, tretet mich, gebt mir Tiernamen, aber ich finde Geissen als Typ gar nicht so verkehrt. Gut, seine Sendungen sieht man sich besser nicht an. Aber einen Saufen würd ich mit ihm gehen. Doch doch.
so so, jetzt wird mir auch klar, warum wir noch nie einen saufen waren...:)
@don: Wir waren noch nie einen saufen, weil Du immer schon so früh nach hause gehst...
@stitch: na gut, dann bleib ich beim nächsten mal halt länger, damit wir mal einen saufen können, und wenn wir ordentlich einen in der marmel haben, enttarnen wir herrn "göthe" (sic!) als den ersten rechtschreibreformer.
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