Johann Johannsson: Englabörn
Es gibt nicht viele Alben, die in gerade mal 5 Jahren bereits zum Klassiker gedeihen. Englabörn, dem 2002 erschienenen Debüt des isländischen Tonkünstlers Johann Johansson, ist dies ohne großen Promotionsrummel gelungen. Die Nachfrage nach diesem sehr schnell vergriffenen und ursprünglich als Vertonung eines gleichnamigen Films gedachten Werk war so beachtlich, dass es nun eine Neuauflage erfährt. Zu Recht, denn die schlafwandlerische Sicherheit, mit welcher Englabörn eine Richtwerte setzende Symbiose von Mensch und Maschine erschaffen hat, kann gar nicht genug gewürdigt werden. Hier kommt zusammen, was eigentlich nicht zusammen gehört: Computer-Voices und orchestrale Akustik formulieren eine Neu-Definition des Humanoiden. R2-D2 gesellt sich zu einem Streichquartett, vor dessen natürlichem Klangkörper er aus blecherner Brust ein lateinisches Gedicht anstimmt. Es sind starke Kontraste, mit denen die Musik ihre Zuhörerschaft in einen unausweichlichen Bann zieht. Derart sprachlose Gesichter dürfte man zuletzt bei Konzerten von Johannssons Landsmännern Sigur Rós aufgesetzt haben. Noch gehen uns diese Melodien viel zu nahe, doch in 15 Jahren wird man zurückschauen und in einem Stück wie „Odi et Amo“ das Wegweisende erkennen. Der Autor dieser Zeilen bittet übrigens mit Nachdruck, man möge ihn zu gegebener Zeit an seine Worte erinnern.
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