Travis – E-Werk Köln – 17. Oktober 2007
Travis waren mal wichtig. Mit „The Man Who“ hatten Sie 1999 eine Platte allein für mich und mein Leben gemacht. So schien es mir zu jener Zeit zumindest, denn jedes Wort und jeder Ton in Liedern wie „Writing To Reach You“ oder „Driftwood“ traf einen Nerv in meiner damals unruhig vor sich her stolpernden Gemütslage. „The Invisible Band“ fand ich 2001 noch ganz hübsch, mit „12 Memories“ konnte ich jedoch gar nichts mehr anfangen und vom aktuellen Album wusste ich bis vor kurzem nicht einmal, dass es überhaupt erschienen war. Travis waren im Laufe der Zeit irgendwie egal geworden, viel zu sehr „Tied To The 90’s“ (ja, ich weiß, dass ich an der Rubrik mal weiterschreiben muss) und viel zu stark an Erlebnissen gebunden, mit denen ich längst abgeschlossen hatte, als dass sie noch aktuelle Relevanz für sich hätten beanspruchen können. Meine Erwartungen waren also nicht besonders hoch als mich ein Freund anrief und mir eine Karte fürs Travis-Konzert im E-Werk anbot, die er noch übrig hatte.
Ich wurde äußerst positiv überrascht. Nicht weil die neuen Songs mich überrollt hätten, sondern weil es einfach unmöglich ist, Travis schlecht zu finden: Selten so im allerbesten Sinne sympathische, spielfreudige und humorvolle Musiker gesehen. Gerade die Kategorie „Humor“ ist ja eine große Unbekannte bei den ansonsten bedeutungsschweren Gesten der The-Bands dieser Welt. Und ich würde freiwillig für den Rest meines Lebens Fran Healys spitze Kopfstimme in „Closer“ über mich ergehen lassen, wenn ich dafür nie wieder die Schwiegermutter-Beschwörungen von James Blunt hören müsste (an dieser Stelle gebe ich gerne zu, dass meine James-Blunt-Abneigung immer absurdere Züge annimmt). Außerdem hatten Travis einen lustigen schwedischen Gast-Pianisten namens Claus dabei, der von den noch lustigeren Fans frenetisch abgefeiert wurde. Scheint so ne Art Running-Gag auf Travis-Konzerten zu sein. Das Stadion-Geklatsche zwischendurch braucht natürlich kein Mensch und Travis sind jetzt auch nicht urplötzlich wieder Gott weiß wie wichtig geworden. Aber sie sind nicht mehr egal. In „The Boy With No Name“ werde ich jedenfalls mal reinhören.
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