The World Is Everything: David Sylvian - Köln - 8. Oktober 2007
November 1993 – Il duomo di Firenze. Oktober 2007 – Der Kölner Dom. Fast 14 Jahre zwischen zwei Konzerten, zwischen zwei sich aus dem Phlegma des Daseins erhebenden Monolithen. Zwei mal einfach losgefahren, ohne zu wissen, ob die Richtung stimmt. Beide Male sicher angekommen. Das Andenken daran für die Memoiren eines Herzblutenden aufbewahrt. Im Theater am Tanzbrunnen gediegenes Sitzen in zweiter Reihe. „What A Wonderful World“ zum pünktlichen Auftakt. Von der Bühne kommt kaum eine Begrüßung. Statt dessen Distanz elegant. Das Außen kehrt sich nach Innen. Was zählt sind kleine Gesten und sparsame Mimik, die erst nach und nach immer großzügigere Lächeln austeilt. Keine Faust, die sich reckt, keine Hand, die beschwört; dennoch wird jeder hier im Saal im Innersten berührt. Sylvians Stimme dringt an Orte vor, die selten zuvor ein Mensch gezeigt bekam. Unbeirrbar rüttelt sie am Ich, tritt Erschütterungen los und strömt als gleißendes Glück zurück an die brüchig gewordene Oberfläche. Es gibt noch Hoffnung, so lange ein einziges Musikstück ein halbes Leben in Frage stellen kann. There's a fire in the forest / It's taking down some trees / When things are overwhelming / I let them be / […] There is always sunshine / Far above the grey sky / I know that I will find it / Yes, I will try. Die Musiker, darunter Steve Jansen, spielen in punktgenauer Erhabenheit und unantastbarer Traurigkeit: Brilliant Trees, Ghosts, Every Colour You Are – die alten Bekannten von einst ins neue Licht gerückt, nur anhand der Worte wieder erkannt, während die neueren Nine-Horses-Stücke längst zu vertrauten Weggefährten geworden sind. Noch zwei stille Zugaben und ein ruhiges Lächeln. Wanderlust zum Schluss: And deliverance has many faces / But grace is an acquaintance of mine. Das ist die Freiheit, die! Ich! Meine!
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