Donnerstag, Juli 13, 2006

daft punk - da funk

vielleicht drei oder vier mal habe ich sie tanzen sehen: muriel, die spanierin, muriel, die austauschstudentin, die im selben wohnheim ein zimmer hatte. so lief man ihr gelegentlich über den weg. ihr äußeres entsprach keinem gängigen schönheitsideal, sie machte auch nicht den eindruck, sich gegen auferlegte ästhetische konventionen behaupten zu wollen. der wunsch, mit ihr zu schlafen – ein wunsch, den ich mir zu unterdrücken befahl, weil ich zu jener zeit in einer beziehung steckte – kam bei mir das erste mal auf, als ich sie tanzen sah: zu "da funk" von daft punk.

thomas bangalter und guy-manuel de homem-christo: solchen namen weist man nicht die tür, auch wenn sie ordentlich dagegen treten. und wenn es schon wummst, dann bitte richtig. was schimpft da so rum? ein keyboard durch den filter gejagt? es klingt jedenfalls wie das elektrifizierte maulen eines hungrigen katers. so macht er im takt auch erst einen kleinen buckel bevor er davonspringt. dabei das motzende tier immer vorneweg. schließlich trifft er ein paar leidensgenossen, sie alle stimmen ein in den krittelnden chor monotoner vielstimmigkeit, von der man beim tanzen versucht ein teil zu sein.

aus dem schutz einer zappelnden masse glitt meine aufmerksamkeit über die tanzfläche und fand in muriel ein faszinierendes studienobjekt. es waren ihre ungekünstelte, leicht nach vorn gebeugte haltung und ihr vor stärke strotzender blick, die mich in ihren bann zogen. ihr körper beschrieb buckelnde, aber zugleich auch sehr weiche figuren, während sich aus ihren augen eine ungeheure spannung entlud. mit all ihren bewegungen brannte sie so eine exakte darstellerische wiedergabe der musik in die luft. ihr tanz machte nicht nur sie, sondern auch die musik begehrenswert und belegte beides zugleich mit einem tabu. wie ich beschloss, nie ein wort mit muriel zu wechseln, so verleugnete ich "da funk" für die dauer der beziehung, in der ich steckte. erst nach ihrem ende konnte ich das lied ungeniert genießen, hätte ich es zuvor irgendwo, außerhalb der tanzfläche, zufällig gehört: das verräterische blitzen in meinen augen würde wohl meine wahren gedanken offenbart haben. disco im jahre 1996 - das lag für mich an einem geheimen ort irgendwo zwischen verbot und begehren.

reinhören

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