Solino
Wir suchen in Liedern, in Filmen, in Büchern, in Kunstwerken immer eine Bestätigung für das eigene Ich, stets danach Ausschau haltend, ob wir in der scheinbar wohlvertrauten Umgebung nicht doch noch einen Winkel finden, dessen Beschaffenheit uns bisher verborgen geblieben ist. Und wenn wir uns dann in ihn hineinbegeben, haben wir einen schönen neuen Ausblick auf unser Selbst. Regisseur Fatih Akin gibt ihn frei, diesen ungewohnten Blick auf uns selbst, indem er eine Geschichte über die Erfahrung des Fremden erzählt: Wie Familie Amato das heimatliche Dorf in Italien verlässt, um im tristen Duisburg allen Sprach- und Kulturbarrieren zum Trotz die erste Pizzeria des Ruhrgebiets zu eröffnen. Der Bezug zum Lebenslauf des Zuschauers ist garantiert, indem mit uralten Themen aus Familiensagen – Dreiecksbeziehung, Bruderzwist, Eifersucht, Ehebruch und Versöhnung der Brüder am Schluss – in einer Mischung aus Einwanderer-, Liebes- und Selbstfindungschronik ein Kaleidoskop sich überschneidender Projektionsflächen aufgemacht wird. Die eigentliche Botschaft des Films legt Fatih Akin bezeichnenderweise einem Regisseur – Baldi – in den Mund. Sie passt zum heißen Temperament der Hauptakteure: Lebe Dein Leben mit Feuer und Leidenschaft. --- Und schließlich: Komm, wir stellen uns in die Straße, in der Du aufgewachsen bist. Ich halte Dir von hinten die Augen zu und Du sagst mir, welche Farbe die einzelnen Häuser haben. Solino oder Duisburg – das versteht man überall.
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